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Freunde Jüdischer Kultur ES e.V.

Herzensbildung in der jüdischen Philosophie

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Am Sonntag, 23.10.22, 18 Uhr, findet im Festsaal des Theodor-Rothschild-Hauses Esslingen, Mülbergerstr. 146 (gegenüber der Burg)  ein philosophischer Vortrag statt, der sich mit dem Begriff ‚Herzensbildung‘ aus jüdischer Sicht beschäftigt. Der Duden definiert Herzensbildung als ein ‚durch Erziehung erworbener Besitz einer reichen und differenzierten Gefühls- und Empfindungsfähigkeit“. Dem zugrunde liegt das Verständnis, dass Gefühle formbar und daher erlernbar sind. War die Erzeugung der Emotionen bei Aristoteles auf einen Zweck gerichtet, z.B. die Beeinflussung des Zuhörers, brachte Lessing die Idee auf, dass die Tragödie vor allem das Gefühl des Mitleids erregen sollte. Dieses Mitleid rufe eine moralische Wirkung hervor. Dabei bezog er sich auf Leibniz und Moses Mendelssohn. Leibniz wiederum, verschiedene Arten der Erkenntnis beschreibend, sagt, dass die aktive Seele Erkenntnis definiere. Auch Mendelssohn untersucht Prozesse, die in der Seele entstehen, wenn z.B. ein Mensch Vergnügen erlebt. Dabei redet er über Psychologie, Seelenkunde und Erkenntnis der Seele. Friedrich Schiller schließlich fordert, dass die Emotionen des Menschen auf derselben Höhe ausgebildet sein sollten wie deren Vernunft. Und er fordert vom Künstler, dass er sich zum idealen Menschen veredeln solle und nur über universelle Themen schreiben darf, will er eine nachweisbare Wirkung erzeugen. Ein schönes Beispiel gelebter Herzensbildung schließlich gibt der Berliner jüdische Kaufmann Simon Veit. Einen seiner zum Katholizismus übergetretenen Söhne lässt er 1810 wissen: ‚So lange wir nur verschieden in der Religion, in unseren moralischen Grundsätzen aber eins sind, wird nie eine Trennung zwischen uns vorfallen.‘. Referent des Abends ist Herr PD Dr. Hartwig Wiedebach. Er leitet das Hermann-Cohen-Archiv an der ETH Zürich und hat über Hermann Cohen mehrere Werke publiziert.