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Jungen Menschen fehlt manchmal die Orientierung. Jungen Tieren auch. Dieser Kauz, der beim Kloster Denkendorf lebt, ist vom rechten Weg abgekommen. Oder sollten wir besser sagen ‘von der rechten Flugbahn’? Obwohl er beim Kloster aufgewachsen ist, wie der Mesner uns erzählte, flog er geradewegs gegen ein Tor auf dem Gelände. Auch in der Tierwelt scheint es Versuchungen zu geben, denen zu widerstehen schwer fällt. So passte er nicht auf und – baff, fand er sich unsanft auf dem Boden der Tatsachen wieder. Der Mesner wohnt im Kloster Denkendorf und kennt den Baum gut, in dem seit Jahren Generationen von Käuzen großgezogen werden. Er war in der Nähe, als er den Schlag vernahm, und er ging nachschauen. Dort lag der Kauz, ungläubig ob des plötzlichen Irrwegs, und rührte sich nicht mehr vor Schreck und Schmerz. Der Mesner rief irdische Hilfe an: die Tierrettung. Wir eilten, dem Waldkauz zu helfen und ihn wieder ins Reich der gesunden Tiere zurückzuführen. Er zog in unsere Voliere ein, genoss Ruhe sowie artgerechtes Futter, und wurde begleitet von den besten Genesungswünschen. Wir schlossen ihn in unser Nachtgebet ein und siehe da – das Wunder geschah! Über Nacht erholte sich das junge Tier, und es wollte zurück nach Hause, ins Kloster. Ganz unchristlich begann es, in unserer Voliere schlechtes Benehmen an den Tag zu legen. Es randalierte. Wir erkannten dies als untrügliches Zeichen der positiven Besinnung, und brachten ihn zurück an seinen angestammten Platz. Dort angekommen wünschte Jürgen Völker ihm das Beste für seine Zukunft und gab ihn der Freiheit hin – bis ihm der Arm lahm wurde… denn der junge Kauz ward plötzlich lammfromm. Er blieb auf dem Arm seines ‘Pflegevaters’ hocken, als wollte er sich durch sein bildschönes Antlitz noch einige Momente lang für die liebevolle Fürsorge bedanken. Nachdem ihm ins Gewissen geredet und weitere Nächte in der Voliere fern des Zuhauses angeboten wurde, schwang er sich in die Lüfte und segelte in seinen ‚Stamm‘-Baum. Wieder zuhause – Kauz is coming home!